Hallo wunderschönes Lesewesen, schön bist du wieder da.
Heute will ich mich einem sehr wichtigen Thema für alle Autorinnen (die Herren sind hiermit auch angesprochen) widmen: Der Kritik.
Das Annehmen von Kritik fällt den meisten Menschen schwer. Aber kritikfähig zu sein, ist wichtig, denn nur so kann man seine Schwächen erkennen und ausbügeln. Das gilt privat sowie beruflich. Auch wenn wir es nicht gerne hören, so ist es doch wahr, durch Kritik lernen wir viel mehr als durch ein Lob.
Kritik ist eine Notwendigkeit, wenn man seine Geschichten zahlenden Kunden vorlegen will. Denn wir haben eine gewisse Verpflichtung ihnen gegenüber, das Beste zu liefern, was wir schaffen können und uns selbst gegenüber, uns stetig zu verbessern.
Kritik und Kritikfähikgkeit in kreativen Berufen
Bei kreativen Berufen und Hobbys legt man viel von sich selbst in seine Werke. Daher fühlt sich eine Kritik am Werk, oft wie eine Kritik an der eigenen Person an. Das führt dazu, dass Autorinnen (und alle anderen Schreibenden) Kritik gerne meiden oder nur die positiven Aspekte für sich herauspicken.
Sie fühlen sich durch Kritik brüskiert, Änderungsvorschläge werden zum Teil als Bevormundung missverstanden und sie errichten eine Mauer um sich, die kaum mehr ein Argument passieren lässt.
Spätestens nach der Veröffentlichung, bereut man diese Vorgehen. Denn niemand ist perfekt und wenn du perfekt bist, dann bist du niemand (Muahaha). Okay, ernsthaft jetzt: jeder Mensch hat Fehler – und wenn du keine an dir oder deiner Arbeit sehen kannst, dann ist es höchste Zeit für ein ehrliches Feedback. Wirklich dringend.
Gleiches gilt, wenn man sein Werk, das schlechteste überhaupt findet. Wenn ich das Gefühl habe, als hätte jemand Abwasser in mein Manuskript geschmiert und ich liege auf dem Grund einer Senkgrube, während ein Blizzard von Verzweiflung und Unheil auf mich niedergeht. (Das ist nur per Zufall so spezifisch und hat nichts mit einer gewissen Autorin zu tun, die diesen Blog schreibt *Räuspern*). Auch dann braucht man einen frischen Blickwinkel.
Und gerade für Autorinnen (ja, für alle anderen auch) stellen sich hier zwei Herausforderungen. Einerseits müssen wir aktiv Kritik einholen, um unsere Werke im besten Licht erstrahlen zu lassen. Andererseits riskieren wir jedes Man, dass uns die Kritik so demotivieren kann, dass wir nie mehr Schreiben wollen.
Was das für dich im Einzelnen heisst, weiss ich natürlich nicht. Aber ich kann dir mit meinen Tipps helfen kritikfähiger zu werden und herauszufinden, welche Kritik dir hilft und dich zu einem besseren Schreiberling oder sogar Menschen macht und welche nur geäussert wurde, um dich herunter zu reissen oder zu verletzen. Das ist reine Übungssache.
Und wie geht das? Natürlich, indem du dich auf die Nachricht fokussierst, die hinter der Kritik steht. Du weisst nicht wie das geht? Keine Sorge, Agentin dreifach Null (Juhu, das bin ich) hilft dir sie zu entschlüsseln in 5 nicht immer einfachen Schritten.
1. Kontrolliere deine Emotionen.
Wenn jemand etwas Negatives über dich und/oder deine Arbeit sagt oder schreibt, musst du die andere Person nicht in der Luft zerreissen oder dein Manuskript dem Feuergott opfern.
Starke Emotionen sind nie gute Ratgeber.
Es ist daher ausserordentlich hilfreich, dich erst auf Kritik einzulassen, wenn du einen gewissen emotionalen Abstand zu deinem Werk gewonnen hast und dich mental in der Verfassung dazu fühlst.
Wenn das nicht geht oder dich die Kritik trotzdem trifft, dann: Tief durchatmen, bis zehn zählen (oder zwanzig) und sich vorstellen, dass man immer schwerer wird. Ich weiss, das ist schon fast ein Klischee, hilft trotzdem, um dich zu beruhigen. Und wenn du sofort antworten musst: langsam sprechen und sagen, dass du deinen Kritikern zugehört hast, oder wenn sie zu ausfallend werden, sagen, dass es jetzt genug sei.
Indem du deine Emotionen kontrollierst gehst du Distanz ein. Und die ist wichtig, damit du die Kritik ganzheitlich betrachten, bzw. bis zum Ende zuhören kannst. Wut oder verletzter Stolz versetzen dich in eine Abwehrhaltung, in der du nichts mehr gelten lässt. Damit stehst du in einem Konflikt mit der Person, die dir eigentlich helfen will. Und der ganze Sinn, warum man Kritik einholen wollte, geht verloren. Ruhe bewahren, sachlich bleiben und die Vogelperspektive einnehmen, hilft dir weiter.
2. Denk darüber nach, wer dich kritisiert.
Jetzt, da wir etwas ruhiger sind, können wir uns vor Augen führen, wer kritisiert hat.
Die Absichten, die eine Person verfolgt, machen durchaus einen Unterschied. Ist es jemand:
- der sich bedroht fühlt?
- der weiss, wovon er spricht?
- der sich besser fühlt, wenn er dich verletzt?
- der dir gerne helfen will?
- der dich schonen will?
- dem du wichtig bist?
Nicht jede Person, die dich kritisiert, meint es auch gut mit dir. Insbesondere, wenn du Feedback einholst oder Testleser/Betaleser beauftragst, kannst du das schon im Vorfeld beachten.
Aber das soll bitte nicht als Ausrede dienen, jegliche Kritik niederzuschmettern, weil sowieso alle gegen dich sind. Es geht hier darum, dass du dich in der Schuhe des Kritikers stellst und dein Werk aus seinen Augen betrachtest. Nur so bekommt der Kritikpunkt einen Kontext und du kannst verstehen, warum er es kritisiert. Nur durch dieses Verständnis kannst du herauspicken, was nützlich und wertvoll ist für dich.
3. Ist es konstruktive oder destruktive Kritik?
Und erst jetzt, setzen wir uns mit dem Inhalt der Kritik auseinander. Wir alle wissen, dass Kritik auch ungerechtfertigt sein kann.
Konstruktive Kritik ist idealerweise dazu bestimmt, dir zu helfen.
Destruktive Kritik soll wehtun und dich untergraben.
Es ist nicht einfach diesen Unterschied zu sehen und zu verstehen, da auch konstruktive Kritik sehr weh tun kann.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist, dass konstruktive Kritik nicht nur das Negative moniert. Sie wird begleitet von aufbauenden Hinweisen oder einer Erklärung oder einem Vorschlag zur Verbesserung oder guten Argumenten.
Hier ist es wichtig, dass man genau hinhört, bzw. liest. Nicht nur der Inhalt der Kritik entscheidet, sondern auch, wie es gesagt/geschrieben wurde. Herablassende, sarkastische Worte, die nicht nur das Werk, sondern auch die Autorin angreifen sind destruktiv. Aber auch hier ist Kritikfähigkeit gefragt. Nicht indem man die Worte für sich akzeptiert, sondern angemessen darauf reagiert. Das kann sein, dass man die guten Kritikpunkte von den schlechten trennt, nicht nachtragend ist, die Kritik ignoriert, etc. Was sich nie empfiehlt, ist sich vor Testlesern oder Rezensenten zu rechtfertigen.
4. Nützliche Kritik?
Auch wenn dir jemand wirklich helfen will, heisst das noch lange nicht, dass ihre Kritik nützlich ist.
Jede Kritik ist am Ende nur eine Meinung und nicht jede Meinung ist richtig. Im Job oder im Privatleben reicht das natürlich. Aber für Autorinnen und andere Schreibende sieht das anders aus. Eine Kritik zu einer Stelle ist eine Meinung, mehrere Kritiken sind eine Indikation, dass diese Stelle nicht funktioniert.
Dieser Punkt ist eng verwandt mit dem 2. Tipp, da hier die Person des Kritikers eine wichtige Rolle spielt. Wenn ich einen Nobelpreis in Physik hätte, dann wäre ich qualifiziert zu sagen, dass ein physikalischer Sachverhalt im Buch falsch dargestellt worden wäre. Das würde mich aber nicht zur Expertin im kreativen Schreiben machen und ich gäbe nicht unbedingt gute Tipps zur Vermarktung des Buches. Oder ein anderes Beispiel: Nur weil Testleser gewisse Stellen in deiner Geschichte nicht gut finden, heisst das noch lange nicht, dass sie gute Verbesserungsvorschläge machen.
Also musst du dich immer fragen:
- Wie wertvoll ist die Kritik, die du erhalten hast?
- Ist der Ratschlag vernünftig?
- Haben andere Personen schon ähnliche Bemerkungen gemacht?
Wenn die Kritik durch diese drei Filter gelaufen ist und bestanden hat, darfst du dich gerne ausheulen. (Machen die meisten).
Danach ist es Zeit ein grosses Mädchen/grosser Junge / Divers zu sein, keine Ausreden mehr zu suchen und sich ans Verbessern machen. Oder mit anderen Worten: sind die Argumente überzeugend, solltest du die Kritik annehmen und anwenden.
5. Lege dir eine dicke Haut zu.
Natürlich darfst du weiterhin dein Peeling unter der Dusche verwenden, ausser es hat Mikroplastik drin. Jedoch ist Kritik zu suchen und anzunehmen für Autoren unerlässlich. Mein Dickhautanzug hängt immer griffbereit in meinem Schrank.
Niemand kann an seinen eigenen Mängeln arbeiten und besser werden, wenn er sie nicht kennt. Das ist auch der Grund, warum man den Kritikern (ausser sie waren unverschämt) danken, oder zumindest aber nie mit einem Gegenangriff antworten sollte.
Und egal, was du sonst noch tust, was die Kritiker über dich sagen, darf dein Selbstwertgefühl nicht beeinflussen.
Warum?
Wenn du zu empfindlich bist, werden sie dich entweder anlügen oder die Schwäche ausnutzen. Beides schlecht. Das bedeutet nicht, dass du dich über den grünen Klee loben oder glauben sollst fehlerfrei zu sein.
Es bedeutet zu lieben, wer du bist, was du kannst und wie du aussiehst.
Wie das geht?
Nun ja, Schritt für Schritt. Und der erste Schritt ist, sich auf die Botschaft zu konzentrieren und auf den Teil der Kritik, der hilfreich war, anstatt auf all die «gemeinen» oder «verletzenden» Dinge. Der Rest… Nun ich bin kein Psychologe, also keine Ahnung. Das bin ich selbst auch am herausfinden und lernen. Aber nicht mehr in diesem Beitrag, denn der ist hier zu Ende.
Wenn du mehr über Kritik und Kritikfähigkeit wissen willst, dann findest du hier https://www.psychiater-psychotherapie.com/deutsch-kritikfahigkeit/ (externer Link) eine sehr gute Zusammenstellung.
Vielen Dank dafür, dass du bis zum Schluss gelesen hast. Wenn dir mein Beitrag gefallen hat, dann schenk mir doch ein Like, ein paar Sterne oder teile ihn mit deinen Freunden.
Ich poste jede Woche einen neuen Beitrag rund ums Thema Schreiben, Geschichtenerzählen und alles drumherum. Sei dabei, oder auch nicht, ich bin nicht deine Chefin. Aber ich würde mich freuen dich wiederzusehen.