„Liebe ist blind“ war ein für mich sehr überraschendes Buch. Romantik, Drama und Spannung waren alle gleichermaßen vertreten. Der Einstieg fiel mir sehr leicht, man findet sich schnell ins Geschehen ein und lernt die meisten der Charaktere gleich zum Anfang kennen. Man erfährt auch gleich einiges an Hintergrundwissen, weswegen man nicht im Dunkeln tappt. Manch eine Wendung war dann wirklich sehr überraschend und unerwartet, anderes konnte man dann doch schnell durchschauen.
Die Protagonisten mochte ich alle recht gerne. Alle haben ihre Macken, aber auch die meisten eine liebenswürdige, sehr sympathische Art.
Lily als Hauptprotagonistin gefällt mir sehr gut. Ihr Gedanken und Gefühle waren wirklich gut nachvollziehbar. Auch, dass sie eine kleine Kämpfernatur ist, wird recht schnell klar. Sie lässt sich nicht unterbuttern und gibt Paroli. Ihre humorvolle und locker-leichte Art bemerkt wird einem auch schnell deutlich. Schade fand ich jedoch, dass sie ihren Mitmenschen gegenüber oftmals unehrlich ist, letztendlich scheint sie aber dann doch wieder die Kurve bekommen zu haben, worüber ich doch sehr froh war. Mit ihren Sorgen, Ängsten und Macken wirkt Lily sehr echt und ihr Schicksal hat auch mir kurz mal die Tränen in die Augen getrieben.
David, der kleine Aufreißer mit einem großen Herzen. Ich habe ihn recht schnell ins Herz geschlossen, obwohl ich nach einigen seiner Handlungen auch mal die Augen verdrehen musste. Bei den Kapiteln aus seiner Sicht wird schnell klar, dass ihn seine Vergangenheit und das Gefühl des nicht-genug-seins plagen. Trotzdem versucht er anderen zu helfen, was auch seine Berufswahl (Arzt) erklärt. Ab und an fand ich David etwas oberflächlich, was vielleicht auch an seiner manchmal unterkühlten Art lag. Alles in allem finde ich aber auch seinen Charakter gelungen und könnte definitiv noch mehr von ihm lesen, auch im Bezug auf seine Vergangenheit.
Die Nebencharaktere, wie Pascal, Daniel, Ale, etc. waren auch total sympathische Menschen, die auch mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben.
Die Beziehungen und Freundschaften empfand ich als sehr schön, wobei es mir teils irgendwie an Tiefe fehlte. Vielleicht war manches dann doch etwas überstürzt.
Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm. Auch der Wechsel zwischen den Sichten war sehr gut, dadurch hat man teils auch noch mehr Einblick in die Nebencharaktere erhalten. Erwähnenswert finde ich es auch, dass wichtige Themen, wie Homosexualität, Essstörung, psychische Probleme angesprochen werden.
Fazit: Ein sehr schönes Buch mit viel Romantik und Spannung, das auch einige wichtige Themen anspricht. Definitiv eine Leseempfehlung, auch wenn es den ein oder anderen Makel (in meinen Augen) hat. 4,25⭐️