Was ist das Richtige für dich?
Hallo wunderbares Lesewesen, schön bist du da.
Du hast ein Manuskript auf deinem Computer oder in deiner Schublade liegen, das du gerne publizieren möchtest, aber du weisst nicht, ob der Weg über einen Verlag oder das Self-Publishing besser ist für dich?
Es gibt super erfolgreiche Self Publisher, die zu einem Verlag gewechselt sind und solche, die euch raten werden, geht bloss nie zu einem Verlag. Auf der anderen Seite gibt es Verlagsautoren, für die das Self Publishing ein Graus wäre sowie jene, die aus einem Verlag ins Self Publishing gewechselt haben. Und dann gibt es Autoren, die machen sogar beides. Da ist es schwierig zu wissen, was das Richtige für dich ist, wenn die Meinungen so auseinander gehen.
Du brauchst eine Entscheidungshilfe? Dann bist du bei mir richtig, denn ich habe bereits Bücher auf beide Arten publiziert, eine Menge falsch gemacht und daraus gelernt, aber auch viel richtig gemacht. Ich kann aber nur über die Veröffentlichung von Romanen sprechen.
Und weil ich ein so netter Mensch bin (zumindest nach meinem ersten Kaffee), teile ich meine Erfahrungen mit dir.
Um ein Gefühl für die Optionen zu bekommen, beleuchte ich die Vor- und Nachteile beider Seiten. Das sind meine Beobachtungen und Einschätzungen, d.h. ich erhebe keinen Anspruch darauf jeden Aspekt zu erörtern. Immerhin bin ich nicht allwissend und auch keine Verlegerin.
Veröffentlichung via grossem Verlag
Vorteile Verlag
- Distribution: Verlage haben viele Kontakte und Absatzverträge. D.h. das eigene Buch findet sich in vielen Buchläden wieder. Aber es ist ein Irrtum zu glauben, dass das Buch eines neuen Autors, so prominent verbreitet wird, wie das Buch eines bekannten Autors.
- Audiobücher: Ein Verlag wird oft auch ein Audiobuch in Auftrag geben, das einen viel weiteren Kreis von Buchliebhabern erreicht, als es ein gedrucktes Buch kann. Selbstverständlich kann man auch im Self Publishing ein Audiobuch produzieren, aber die Kosten sind astronomisch.
- Keine Kosten. Ein Buch zu veröffentlichen ist sehr teuer. Ein Verlag übernimmt alle Kosten für den Autor.
- Bezahlung: Ein Autor wird bezahlt fürs Buch. Im Regefall durch einen Prozentsatz pro verkauftem Buch, äusserst selten mit einem Vorschuss und so gut wie nie mit einer Gewinnbeteiligung.
- Lektorat, Satz, Coverdesign: Der Verlag arbeitet mit Profis zusammen, die das Buch ins beste Licht rücken.
- Vermarktung, Lesungen: Der Verlag übernimmt das Marketing für das Buch, bucht Lesungen und andere PR Termine für den Autor. Sie wissen, was sie tun, weil sie Profis darin sind, das Buch den richtigen Lesern zu präsentieren. Aber auch hier gilt, der grösste Teil des Budgets geht an die grossen Namen im Geschäft, den Rest teilen sich alle anderen.
- Seriös: Verlagsbücher gelten grundsätzlich als seriös, während Self Publishing Bücher, immer noch den Ruf von miesem, unlesbarem Schund geniessen. Meist zu unrecht.
- Verkaufszahlen: Kaum ein Selfpublisher erreicht im Schnitt vergleichbare Verkaufszahlen wie ein Verlag.
Nachteile Verlag
- Zeit: Vom fertigen Manuskript zur Veröffentlichung können Monate, manchmal sogar Jahre vergehen.
- Kein Mitspracherecht: Selbst erfahrene Autoren haben meist kein Mitspracherecht, wie das Cover aussehen soll, wie lektoriert wird, was umgeschrieben werden muss, etc. Wenn das Manuskript einmal beim Verlag ist, dann treffen sie die letzte Entscheidung in allen Belangen, schliesslich trägt der Verlag auch das finanzielle Risiko. Ihr Geld – ihre Entscheidung.
- Teure Bücher: Die Bücher von Verlagen sind im Schnitt teurer, besonders Ebooks.
- Bezahlung: Die Provision, die du pro Buch bekommst, ist üblicherweise niedriger als im Self Publishing, dafür wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit mehr verkaufen. Nach einem Buch den Job zu künden und nur noch vom Schreiben leben zu können, ist in beiden Fällen unwahrscheinlich.
- Hohe Schwelle: Je nach Genre ist es sehr schwer, bis unmöglich einen Verlagsvertrag zu bekommen. Was eine gute Geschichte ist, ist sehr subjektiv. Die Anforderungen sind hoch und werden immer höher.
Veröffentlichung via Self Publishing
Vorteile SP
- Kontrolle: Du hast die Kontrolle über alles: wie der Umschlag und Satz aussehen sollen, wer lektoriert, wie die Geschichte verlaufen soll, wie was vermarktet wird. etc. Diese Freiheit ist der Grund, warum auch bekannte Autoren einige ihrer Bücher im Self Publishing veröffentlichen.
- Die Margen und Provisionen, die der Autor erhält sind grösser.
- Einfache Veröffentlichung: wenn du etwas veröffentlichen oder ändern willst, gibt es keine grosse Bürokratie. «Ein Klick» und erledigt.
- Preis: Du kannst innerhalb des gesetzlichen Rahmens den Preis gestalten, wie du willst, dadurch günstigere Bücher anbieten, was eine erfolgsversprechende Strategie sein kann.
- Lebensdauer: Verlagsbücher werden oft nach einer gewissen Lebensdauer aus dem Verkehr gezogen. D.h. sie sind nicht mehr erhältlich und werden auch nicht mehr nachgedruckt. Diese Einschränkung hat man beim Self Publishing nicht.
Ausserdem:
- Die Distributionskanäle werden immer besser. Und selbst im deutschsprachigen Raum drängt das Ebook langsam das gedruckte Buch zurück, wenn man sich die Verkaufszahlen ansieht. Was allen Selfpublishern zum Vorteil wird.
- Die Beratungsangebote, Informationen, Plattformen und Dienstleistungen werden besser, zahlreicher und günstiger. Bsp: Selfpublisherbibel, Tredition, BoD, Epubli, etc
- Gewisse Genre kommen extrem gut an im Self-Publishing, wie z.B. Erotica, Romantasy, Steam Punk.
Nachteile SP
- Unendlich viel Aufwand: Du wirst zu einem Miniverlag und musst dir für jedes Projekt überlegen, mit wem will ich zusammenarbeiten und was mach ich selbst. Webpage, Coverdesign, Lektorat, Vermarktung, Satz, Druck, Testleser, Absatz, Steuern, Buchhaltung…
- Du bist auf dich alleine gestellt: Es gibt online viele Berater und Plattformen, die helfen, das Beste aus deinem Buch herauszuholen, aber am Ende musst du alle Entscheidungen alleine treffen.
- Hohes Risiko: eine professionell gemachte Publikation kostet viel Geld, das du vielleicht nicht mehr hineinholst.
- Mehr Kosten: Es gibt nichts gratis, alles was du extern in Auftrag gibst, muss auch bezahlt werden, ausser du hast einen grossen hochtalentierten Freundeskreis oder machst alles selbst.
- Weniger Verkäufe: Self Publishing Bücher werden tendenziell weniger gekauft, im Schnitt erreichen sie selten mehr als 1000 verkaufte Exemplare pro Buch, oft sogar weniger als 100. Die Distributionsoptionen sind einfach beschränkter. Das heisst nicht, dass es keine Ausnahmen gibt, die tausendfach verkauft wurden. Aber es sind und bleiben Ausnahmen.
- Viele Profiteure: Es gibt leider unzählige Profiteure, die aus dem Traum ein Buch zu veröffentlichen Kapital schlagen. Von unnützen Kursen und überteuerten Schreibratgebern, falschen Versprechen im Marketing, bis hin zu Druckkostenzuschussverlagen, die sich als Verlage ausgeben, etc. Wie es scheint kommen jedes Jahr immer mehr und mehr Profiteure hinuzu, die Autoren das Geld aus der Tasche ziehen.
- Schlechter Ruf: Gerade, weil es so einfach ist ein Buch zu veröffentlichen, passiert es, dass ein Werk verfrüht oder fehlerhaft veröffentlicht wird und dadurch im schlechten Licht dasteht. Es besteht das Vorurteil, dass Self Publisher schlecht sein müssen, wären sie gut, hätten sie ja einen Verlag. Aber, Autoren wie Jonas Winner und Nele Neuhaus haben auch als Self Publisher angefangen.
- Hohes Tempo: Da die beste Verkaufsstrategie für das aktuelle Buch, das nächste Buch ist, führt das dazu, dass in sehr schneller Folge Bücher veröffentlicht werden müssen. Was ich bei den erfolgreichen Namen in der Self Publisher Szene gesehen habe, reicht von einem Buch alle drei Monate, bis hin zu einem Buch pro Monat. Das gilt nicht für alle und ist nicht das einzige Erfolgsrezept, aber es ist ein Trend, dem man Rechnung tragen muss.
Veröffentlichung via kleinem Verlag
Kleine Verlage sind eine eigene Kategorie. Oft haben sie die gleichen Probleme mit der Distribution, wie die Selfpublisher, nämlich dass sie es nur schwer schaffen ihre Bücher in die Buchläden zu bringen. Aber auf der anderen Seite können sie Nischen bedienen, die ein grosser Verlag nicht haben will. Also besonders mit LGBTQ+ Themen und Protagonisten können sie wirklich auftrumpfen und eine wundervolle sowie loyale Fangemeinde bedienen, die sonst immer zu kurz kommt.
Vorteile kleiner Verlag
- Fangemeinden: Kleine Verlage können sich auf Nischen fokussieren, die von grossen Publikumsverlagen, wenig oder kaum Beachtung finden. Was ihnen eine Gruppe loyaler Leser beschert.
- Beweglichkeit: Da sie keine riesige «Maschinerie» hinter sich haben, können sie sich viel besser spezialisieren und beweglicher auf Trends reagieren.
- Mitspracherecht: In der Regel kann der Autor, die Autorin, viel mehr mitbestimmen, wenn es ums Cover geht oder das Marketing.
- Unterstützung: Üblich ist es auch, dass die Autorin viel enger begleitet wird bei einem kleinen Verlag als bei einem grossen, wo man zunächst nur eine Nummer ist.
Nachteile kleiner Verlag
- Mithilfe: Da kleine Verlage für gewöhnlich auch sehr knappe Budgets haben, sind sie häufig auf umfassende Mitarbeit der Autoren angewiesen. Besonders im Marketing. Das ist der Grund, warum viele Autoren von kleinen Verlagen ins Selfpublishing wechseln. Wenn sie schon so viel selber machen müssen, dann wollen sie auch grössere Margen verdienen.
- Distribution: Die kleineren Verlage erreichen sehr viel weniger Buchläden und Leser als grosse Verlage. Das wirkt sich natürlich auf die Verkaufszahlen aus.
- Überforderung: Nicht selten sind kleine Verlage überfordert mit den ganzen Anforderungen an sie, für die sie kein grosses Team von Mitarbeitenden haben, sondern alles in Eigenregie machen. Das führt leider zu Fehlern. Sei es beim Vertrag oder der Veröffentlichung, dem Marketing oder dem Buch selbst. Ich habe da meine eigene Horrorstory, die ich euch bei Gelegenheit erzählen werde und ich bin leider nicht alleine damit. Das gilt natürlich nicht für alle kleinen Verlage und selbstverständlich sind grosse Verlage oder Self Publisher auch nicht fehlerfrei. Es ist nur eine Tendenz, die mir aufgefallen ist.
Ausserdem
Kosten: Auch hier schiessen die Verlage die Kosten für Lektorat, Satz, Covergestaltung etc. vor und verdienen die Ausgaben über den Verkauf der Bücher wieder zurück. Aber oft reicht das nicht und sie müssen kreativ werden. Daher probieren kleine Verlage verschiedene Methoden aus, um eine Buchveröffentlichung vorzufinanzieren. Von Kombinationen mit Crowdfunding und Beteiligungen vom Autor, habe ich schon viele Versionen gesehen. Ich finde diese Entwicklung sehr spannend, da so mehr interessante Bücher auf den Markt kommen können. Aber es rückt diese kleinen Verlage näher an Druckkostenzuschussverlage oder an Dienstleister, was keine glückliche Vermengung ist.
Self Publishing oder Verlag?
Wenn du dein Buch in Händen halten möchtest, so wie du es dir vorgestellt hast, dann ist Self Publishing eine ideale Lösung. Du musst nichts anpassen, nur um Mainstream zu sein. Nur du entscheidest, was du der Welt präsentierst.
Wer sehr schnell und sehr gut für eine Nische schreiben kann, wird mit Self Publishing Erfolg haben. Für alle Schnellschreiber ist es perfekt.
Und wenn du schon eine Plattform mit Fans hast oder gut eine aufbauen kannst, auch dann ist Selfpublishing die beste Lösung für dich. Da du dir deine eigenen Leser praktisch «heranzüchtest» und du nicht so schnell zu schreiben brauchst.
Kleine Verlage sind ideal für Leute, die nur gewisse Nischen bedienen und nicht alles selber machen wollen.
Willst du in einen Buchladen gehen und dein eigenes Buch im Regal finden, dann musst du eher den Publikumsverlag wählen. Da sind deine Chancen, das zu realisieren, die besten.
Wer sich nicht gerne mit Marketing und anderen Dingen herumschlagen will, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben, auch dann ist der grosse Verlag die bessere Option. Ganz ohne geht es nicht, aber der Aufwand ist viel kleiner.
Wenn du mit dem Schreiben Geld verdienen willst, gehen beide Wege, aber sie haben ihre Tücken. Du brauchst vor allem anderen ein gutes Buch.
Einerseits ist es schwierig einen Verlag und dann innerhalb des Verlagsprogramms Beachtung zu finden, um mit dem Schreiben genug Geld zum Leben zu verdienen.
Andererseits musst du beim Self Publishing wirklich wissen, was du tust, oder du machst viele teure Fehler. Im schlimmsten Fall kannst du nicht nur ein Buch in den Sand setzen, sondern auch gleich deinen Autorennamen verbrennen. Habe ich leider mehr als einmal beobachtet. Ausserdem muss man sehr, sehr viel Zeit, und Aufwand hineinstecken, sonst wird das nichts.
Aber dazu mehr in einem anderen Artikel, den dieser hier ist zu Ende.
Bist du mit den Vorteilen und Nachteilen, die ich aufliste einverstanden? Was sind deine Erfahrungen?
Wie viele von euch schreiben auch Bücher oder haben sogar eines veröffentlicht?
Vielen Dank dafür, dass du bis zum Schluss gelesen hast. Wenn dir mein Beitrag gefallen hat, dann schenk mir doch ein Like, ein paar Sterne oder teile ihn mit deinen Freunden.
Ich poste jede Woche einen neuen Beitrag rund ums Thema Schreiben, Geschichtenerzählen und alles drumherum. Sei dabei, oder auch nicht, ich bin nicht deine Chefin. Aber ich würde mich freuen dich wiederzusehen.