Hallo wunderbares Lesewesen, schön bist du wieder da.
Heute stelle ich dir ein neues Klischee vor. Es ist so zuckersüss, dass ich dir empfehle eine Zahnbürste griffbereit zu haben.
Du willst wissen, was Klischees sind und warum ich darüber schreibe?
Klischees verwendete man in der Drucktechnik im 19. Jhd. Das waren Schablonen/Stempelformen aus Zink von Schriftzügen oder Motiven, die man immer und immer wiederverwenden konnte.
Und genau das, ist auch ein Klischee in einem Buch oder einem Film. Einfach ohne Zink.
Es ist eine Figur, eine Erzähltechnik, eine Formulierung, etc. die immer wiederverwendet worden ist, so dass wir sie bereits von weitem erkennen.
Ein Klischee kann gut sein, da wir es verstehen, ohne in die Tiefe gehen zu müssen und es kann schlecht sein, gerade weil man keine Tiefe hinzugeben muss. Deswegen setzte ich mich so gerne mit Klischees auseinander.
Hier ein paar Beispiele für Klischees:
- Protagonist mit Amnesie hat eine dunkle Vergangenheit. Selbst den Daily Soaps ist dieses Klischee inzwischen zu ausgelutscht, kommt da bald ein Comeback?
- Unbrauchbare Erwachsene oder Eltern in Jugendbüchern. Die sind alle entweder desinteressiert, alkoholisiert, missbräuchlich oder sträflich dumm.
- Das Mädchen vom Lande kommt in die Grossstadt und verliebt sich in den „Falschen“.
Aber das heutige Klischee heisst:
Die Macht der Freundschaft
Das Klischee gehört zu den beliebten Kids und ist somit ein Hauptthema in sehr, sehr vielen Medien – seit hunderten von Jahren.
Wie der Name schon sagt, ist die Freundschaft eine Macht, mit der man rechnen muss. Das unsichtbare Band das Freunde verbindet, auch ohne Worte. Sie sprengt die Ketten der Unterdrückung, vernichtet das Böse und kann sogar deine Feinde zu deinen Verbündeten machen.
Warum? Weil Freundschaft.
Ja, dieses Klischee drückt sehr stark auf die Tränendrüsen und kann sehr kitschig werden. Auf eine süsse Art.
Es appelliert an etwas tief in uns, das uns die Sicherheit gibt, dass egal wie tief wir sinken, da ist jemand, der uns nicht fallen lässt. Da ist jemand, der das Beste und das Schlechteste in uns sieht und sagt:
„Ich mag dich so wie du bist und werde immer an deiner Seite sein.“
Allerdings muss man sparsam mit diesem Klischee umgehen, da die Figuren schnell zu leeren Hüllen werden, die Motivationssprüche und zuckersüsse Floskeln von sich geben und aufhören „menschlich“ zu sein.
Es gibt verschiedene Ausprägungen dieses Klischees, die allerdings nicht so sauber getrennt sind, wie ich sie hier präsentiere und oft miteinander auftreten.
Freundschaft ist Magie.
In dieser Spielart ist die Macht der Freundschaft nicht im übertragenen Sinne eine Macht, sondern eine wortwörtliche Zauberkraft, die dich vor dem Bösen schützt. Also wirkliche Magie.
Berühmte Beispiele: YuGiOh, My Little Pony, Charmed (Macht der Drei), It (der Freundeskreis der Macht und der Shine), etc.
Das ist offensichtlich ein sehr fantastischer Anwendungsfall und wird nur in einem Setting gewählt, wo Magie oder magieähnliche Kräfte existieren.
Es gibt davon eine Variante, die häufiger verwendet wird, weil sie weniger magisch angehaucht ist.
Die Freundschaft gibt Superkräfte.
Die Freunde sind der Anker und der Lebenswille des Helden, daher wird er stärker, um sie zu schützen. Die Freunde sind die Motivation, um nicht aufzugeben.
Da ist der Glaube an die Freundschaft ein fast magisches Element, das die letzten Kräfte des Helden mobilisiert und ihm den ersehnten Sieg bringt oder ihn am Leben erhält, entgegen jeglicherVernunft.
Berühmte Beispiele: Dragon Ball, Naruto (FriendshipnoJiutsu), Buffy the Vampire Slayer (die Freunde sind Buffys Anker in dieser Welt), etc.
Einer für alle, alle für einen.
Hier ist die Freundschaft nicht mehr eine Zauberkraft oder eine Motivation. Hier geht es darum, dass die Einheit der Freunde mehr ist, als nur die Summe ihrer Teile.
Jeder für sich alleine wäre nicht in der Lage gewesen, die Aufgabe zu meistern. Nur weil sie zusammenhalten und zusammenarbeiten schaffen sie es.
Berühmte Beispiele: Herr der Ringe, Harry Potter, One Piece (Jeder in der Crew hat ein spezielles Talent, das kein anderes Teammitglied ersetzen kann), Die drei Musketiere, etc.
Das Vertrauen in Freunde wird belohnt.
Das ist der meistgenutzte Fall. Wir sahen ihn in Star Wars, The Avengers, Shawshank Redemption, Star Trek, Kim Possible, Gilgamesch, etc.
Hier verspottet der Bösewicht oder Einzelgänger die Idee der Freundschaft, weil Vertrauen in andere eine Schwäche sei, da andere Menschen einen immer verraten würden.
Doch der Held und seine Freunde beweisen ihm das Gegenteil. Dann entdeckt der Bösewicht (oder Antiheld) zu seiner Bestürzung, dass die Freunde wirklich für den Helden einstehen, und sie gemeinsam über das Böse triumphieren.
Hier ein mein liebstes Beispiel aus Schillers Ballade: Die Bürgschaft (externer Link)
Nicht selten führt das dazu, dass der Bösewicht seinen Fehler einsieht. Er lernt, dass Angst und Terror nicht der beste Weg sind um Loyalität zu bekommen. Es ist nicht besser alleine zu sein, wenn man loyale Freunde haben kann. Und fortan will er auf der Seite der Helden stehen, als ihr Freund oder aber, sich eigene Freunde suchen.
Auch dies ist Schillers Ballade:
(Ja, ich bin ein Fan und ja, ich kann sie auswendig – alle 20 Strophen. Keine bahnbrechende Erkenntnis. Ich bin ein Nerd.)
Das Ganze kann natürlich auch verdreht werden, wie z.B. in Battle Royal, wo das Vertrauen in Freunde zum Tode führt, aber das ist deprimierend. Nutzen wir das Klischee der Macht der Freundschaft und machen gute Zeiten noch besser und vergessen die schlechten. Oder so.
Kennt ihr ein Buch oder einen Film zur Macht der Freundschaft? Ich frage für … eine Freundin, äh… einer Freundin. Die steht auf das. Ok ja, ich bin diese Freundin. Ich liebe dieses Klischee und schäme mich nicht dafür.
Wollt ihr weitere Klischees?
Die gibt es nicht mehr in diesem Artikel, denn der ist jetzt zu Ende. Aber ich habe andere Beiträge im Angebot:
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