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Persönlichkeitstest für deine Romanfiguren

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Hallo wunderbares Lesewesen, schön bist du da.

Da bin ich wieder mit dem deprimierenden Thema von Gewalt in Paarbeziehungen und wie Bücher das idealisieren. Keine Sorge, das ist der letzte Beitrag für diesen Monat zu diesem Thema.

Bereits besprochen haben wir ein paar Definitionen und Beispiele, wie Gewalt in Partnerschaften in Büchern oft als romantischer Idealfall dargestellt wird. Link zum Beitrag. Ausserdem haben wir Dialoge angeschaut, die problematisch sind. Link zum Beitrag.

Und jetzt bringe ich dir einen Test für deine Figuren und Protagonisten.

Warum ein Test für Romanfiguren?

Erstens, weil so ein Persönlichkeitstest Spass macht, offensichtlich. Aber es hat durchaus auch einen ernsten Hintergrund. Obwohl ich sehr sorgfätlig bin bei der Erschaffung meiner Protagonisten, kann es vorkommen, dass ich ihnen unbeabsichtigt problematische Verhaltensmuster verpasse.

Deswegen lasse ich meine Figuren und gewisse Situationen durch diesen Test laufen, um herauszufinden, ob sie in einer ungesunden Beziehung stecken. Diese Vorgehensweise dient dazu, einen der Fehler auszubügeln, der allen Autoren passiert. Nämlich, dass sie einer Figur versehentlich eine falsche Persönlichkeit geben. Da können Testleserinnen oder aber ein solcher Test gut weiterhelfen. Es geht primär darum einen blinden Fleck zu verhindern und nur bewusste Chraktereigenschaften im Manuskript zu belassen.

Natürlich kann man den Test auch dazu nutzen, um festzustellen, ob der Bösewicht auch ja problematisch genug ist. Hier wird nicht diskriminiert.

Und weil ich ein so netter Mensch bin, zumindest nach meinem ersten Kaffee, stelle ich euch diesen Test zur Verfügung so könnt ihr herausfinden, wie es um eure Protagonisten steht.

Patricia Prezigalo Test

Wie funktioniert der Test?

Es sind 25 Fragenm die man beantworten muss.

Wir haben:

  1. Den Protagonisten (männlich oder weiblich), den ich Figur nennen werde
  2. Die Person (männlich oder weiblich) der Begierde (englisch love interest), die ich Angebetete nennen werde.

Für jede Frage gibt es die Antwortoption «oft», «selten» oder «nie». (Einmal zählt als selten)

Ausreden für das Verhalten, wie z.B. meine Figur ist traumatisiert, betrunken, hatte eine schwere Kindheit, ist eine gequälte Seele, meint das nicht so, kennt nichts anderes etc. sind nicht zulässig!!!

Hnweis: Bitte beachtet, dass dieser Test für Romanfiguren gedacht ist. Wenn es um echte Leute geht, dann wendet euch an die entsprechenden Profis in eurem Land.

Und nun genug der Erklärungen, hier ist der Test.

Beantwortet die 25 Fragen im Test und findet die Wahrheit über eure Protagonisten heraus:

  1. Verwendet die Figur physische Gewalt oder Gewaltandrohungen, um die Angebetete dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie nicht tun will, oder um sie daran zu hindern, etwas zu tun, was sie tun möchte?
  2. Benutzt die Figur verbale Spitzen, wie beschimpfen, lächerlich machen, erniedrigende Kommentare, ständige Kritik oder Schuldzuweisungen, um die Angebetete dazu zu bringen, etwas zu tun, was sie nicht tun will, oder um sie daran zu hindern, etwas zu tun, was sie tun möchte?
  3. Erniedrigt die Figur die Angebetete in der Öffentlichkeit, als Strafe, weil die Figur unzufrieden, unglücklich ist, mit ihr?
  4. Erzwingt oder manipuliert die Figur die Angebetete sexuell auf eine Art und Weise, die sie nicht will?
  5. Macht die Figur der Angebeteten Angst? (Schon einmal ist üblicherweise zu viel).
  6. Brüllt, beschimpft oder verletzt die Figur die Angebetete, weil die Figur frustriert oder wütend ist?
  7. Droht die Figur der Angebeteten die Kinder zu entfremden oder sie zu benutzen, damit die Figur bekommt, was sie will? (Auslassen, wenn unzutreffend.)
  8. Hat die Angebetete Angst, der Figur etwas auszuschlagen oder nicht zuzustimmen?
  9. Wenn die Angebetete Gedanken und Gefühle über etwas Wichtiges mitteilen will, ignoriert die Figur sie oder macht sich über sie lustig?
  10. Ist die Figur verbal, sexuell und / oder körperlich aggressiv?
  11. Glaubt die Figur, dass sie immer Recht hat und hört nicht auf, mit der Angebeteten zu streiten, bis diese nachgibt, um ihre Ruhe zu haben?
  12. Trifft die Figur oft Entscheidungen für die Angebetete?
  13. Verwaltet die Figur das Geld der Familie und gibt der Angebeteten wenig oder gar nichts? (Auslassen, wenn unzutreffend.)
  14. Hat die Angebetete Tiere, Dinge oder Hobbies aufgegeben, die ihr wichtig waren, weil die Figur sie unter Druck gesetzt hat?
  15. Schmollt oder zieht sich die Figur für längere Zeit von zurück, wenn sie wütend oder aufgebracht ist?
  16. Wenn die Angebetete nach einer Auszeit fragt oder nicht mehr über etwas reden will, belästigt sie die Figur trotzdem weiter und bedrängt sie?
  17. Lügt die Figur oft?
  18. Streitet die Figur ab, dass etwas passiert ist oder sie etwas getan hat, obwohl die Angebetete weiss, dass es eine Lüge ist und sie damit konfrontiert?
  19. Ist die Figur vom Lob der Angebeteten abhängig und erwartet, dass sie alle Bedürfnisse der Figur erfüllen kann?
  20. Wird die Angebetete oft wie ein Kind behandelt? (Iss, schlaf, geh nicht aus, das mach besser ich für dich, das ist zu gefährlich für dich, etc.)
  21. Ist die Angebetete am Boden zerstört, wenn die Figur sauer auf sie ist?
  22. Hat die Angebetete oft das Gefühl, dass das Verhalten der Figur ihre Schuld ist?
  23. Wenn die Figur etwas falsch macht, beschuldigt sie die Angebetete oder jemand anderen?
  24. Fürchtet sich die Angebetete der Figur zu widersprechen oder ehrlich zu sein?
  25. Wenn die Figur etwas falsch macht, gibt sie das zu und übernimmt die Verantwortung dafür?

Auswertung des Tests

Wenn «oft» oder «selten» in der Hälfte der Fragen vorkommt, dann hat die Geschichte garantiert eine ungesunde Beziehung, bzw. die Figur benimmt sich problematisch.

Aber wenn iht alle Fragen mit «nie» beantworten konntet, dann ist die Figur zu fehlerfrei und langweilig.

In beiden Fällen empfehle ich eine Überarbeitung, es sei denn, das ist gewollt. Am Ende ist das eure Geschichte und ihr könnt damit tun, was ihr wollt.

BONUS Runde

Als Bonus gebe ich euch auch eine Zusammenstellung von Situationen, die keine häusliche Gewalt in euren Geschichten darstellen.

  1. Wenn es eine einmalige Überreaktion, z.B. auf einen heftigen Streit ist und sonst keine Gewalthandlungen und kein Machtgefälle vorliegt. Es sollte zwar im Buch Konsequenzen haben, um den Realismus zu wahren, aber das ist nicht unbedingt häusliche Gewalt.
  2. Wenn eine der Figuren, damit beauftragt wurde, die andere Person zu stalken, verletzen, bedrohen etc. Dann liegt keine Partnerschaft oder romantische Beziehung vor. Damit ist es nur Gewalt, keine häusliche Gewalt.
  3. Beide willigen im Sinne eines Trainings oder im Rahmen von Sexspielchen ein. Das ist keine häusliche Gewalt, wenn es einen klaren Anfang und ein Ende hat. D.h. es muss zwingend wieder aufhören und das Ende muss klar definiert und erkennbar sein.
  4. Eine Figur schlägt jemanden aus Versehen (z.B. durch einen unbewussten Reflex) oder sie spielt eine Rolle als Schauspieler.

Gewalt in Paarbeziehungen soll in Büchern vorkommen. Es ist wichtig, dass sich Literatur mit Themen aller Art befasst, auch, wenn sie unbequem oder traurig sind. Aber sie darf nicht als ideal, romantisch oder sexy dargestellt werden.

In der Realität sind viel zu viele Menschen davon betroffen, als dass die Verherrlichung in Büchern entschuldbar wäre.

Es ist immer falsch und niemals der Fehler des Opfers.

Benutzt ihr ähnliche Tests für eure Romanfiguren? Ich habe noch andere Persönlichkeitstests mit denen ich herumspiele. Aber dazu mehr in einem anderen Artikel, denn dieser hier ist zu Ende.

Vielen Dank dafür, dass du bis zum Schluss gelesen hast. Wenn dir mein Beitrag gefallen hat, dann schenk mir doch ein Like, ein paar Sterne oder teile ihn mit deinen Freunden.

Ich poste jede Woche einen neuen Beitrag rund ums Thema Schreiben, Geschichtenerzählen und alles drumherum. Sei dabei, oder auch nicht, ich bin nicht deine Chefin. Aber ich würde mich freuen dich wiederzusehen.

Wichtiger Hinweis

Für alle Lesewesen, die befürchten in einer problematischen Beziehung zu sein, lasst euch beraten oder holt euch Hilfe bei der Polizei. Ihr seid nicht alleine, ihr seid nicht wehrlos und ohne Chancen. Es ist nicht einfach euer Schweigen zu brechen, tut es trotzdem. Um Hilfe zu bitten, ist ein Zeichen von wahrer Stärke. Lasst euch eure Stimme nicht wegnehmen.

Patricia PrezigaloTest Stopp häusliche Gewalt
Bildquelle: IST – Interventionsstelle gegen Häusliche Gewalt
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